Einen Anbaustopp von Reben in ganz Europa, die Intensivierung der Werbe- und Marketingmaßnahmen für Wein sowie eine bedarfsorientierte Anpassung der bestehenden Förderprogramme – der Präsident des Weinbauverbandes Rheinhessen im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd, Jens Göhring, hat klare Vorstellungen, wie der aktuell schwierigen Lage am Weinmarkt zu begegnen ist. Bei der Jahreshauptversammlung des Weinbauverbandes im Rahmen der AgrarWinterTage in Mainz, erneuerte er seine Forderungen in Gegenwart der rheinland-pfälzischen Weinbauministerin Daniela Schmitt und rief zum aktiven Handeln auf: „Wir werden den Kopf nicht in den Sand stecken, wir werden die Herausforderungen, die uns der Weinmarkt gerade beschert, zusammen angehen und meistern!“
Göhring dankte Schmitt für die bereits erfolgte Umsetzung der vom Weinbauverband geforderten Maßnahmen auf Landesebene. Mit Blick auf die notwendige Absenkung der Produktionsmenge habe Rheinland-Pfalz mit der Reduzierung der Neuanpflanzungsrechte auf 0,05 Prozent erste Hausaufgaben gemacht, es sei aber ein vollständiger Anbaustopp in der gesamten EU nötig. Unterstützung erhielt er dafür von Klaus Schneider, Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, der darüber hinaus für die zusätzliche Einführung einer sogenannten Rotationsbrache warb, bei der die übergangsweise Rodung von Weinbergen für einen bestimmten Zeitraum mit honorierten Biodiversitätsleistungen kombiniert würde.
Göhring und Schneider waren sich einig, dass es noch Potentiale in der Absatzförderung gebe, mit denen man die Marktanteile deutscher Weine steigern könnte. Um am Markt bestehen und sich gegenüber anderen Regionen abgrenzen zu können, brauche es aber ein klares Profil der Weinanbaugebiete. Dafür forderte Göhring sowohl geeignete Instrumente als auch eine ausreichende Finanzierung für die Schutzgemeinschaften, welche in den jeweiligen Gebieten für die Anforderungen an die Weine mit Herkunftsschutz zuständig sind. Oberste Priorität müssten kurzfristig wirksame Maßnahmen haben. Hierzu gehört aus Göhrings Sicht auch die Flexibilisierung der Förderprogramme für die Weinbaubetriebe. Vorhandene Gelder dürften nicht weiterhin starr an eng definierte Maßnahmen gebunden sein, sondern müssten den Betrieben bedarfsgerecht und an die aktuellen Herausforderungen angepasst zur Verfügung gestellt werden.
Nicht nur mit Blick auf die Zukunft des Weinbaus, sondern der Landwirtschaft insgesamt, müsse es jetzt gemeinsame Anstrengungen von Berufsstand und Politik geben, um den Betrieben und dabei vor allem der jungen Generation eine Perspektive zu bieten.
Diesen Appell griff auch Torsten Krawczyk, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes und Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes, bei der agrarpolitischen Veranstaltung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd bei den AgrarWinterTagen auf. In seinem Vortrag blickte er zunächst auf die Bauernproteste des vergangenen Jahres zurück. Deren Wirkungen seien nicht zu unterschätzen, aber es müsse auch endlich finanziell in den Betrieben etwas ankommen.
Landwirtschaft in Deutschland braucht laut Krawczyk eine andere Politik. Die zurückliegenden Jahre hätten mit einer Vielzahl von vor allem nationalen politischen Entscheidungen zum Verlust der Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Markt, zu einem Einbruch der Investitionen, zur Verlagerung der landwirtschaftlichen Erzeugung und damit zum Ausstieg vieler Betriebe geführt. Darunter leide auch die Fähigkeit zur nachhaltigen Weiterentwicklung des Sektors und zur Bewältigung der Herausforderungen rund um Versorgungssicherheit, Klimawandel, Biodiversität und Ressourceneffizienz. Er hoffe, dass die neue Bundesregierung hier einen Kurswechsel vollzieht, bevor es zu spät ist.